Heuberg- Allgäu- Weg (HW9)

Auf 182 km schlängelt sich der Hauptwanderweg Nr. 9 des Schwäbischen Albvereins durch den südlichen Teil Baden- Württembergs. Man mag es kaum glauben, ein kleines Stückchen des Allgäus hat auch Württemberg abbekommen. Aber keine Angst, mit felsigem, alpinen Gelände wie in den bayrischen Alpen muss man nicht rechnen.

Etappe 1: Spaichingen – Nendingen

Start ist am Bahnhof von Spaichingen. Die Strecke verläuft zunächst auf der Route des Baden- Württemberg- Wanderweges (HW3). Es wird der Damm der Heubergbahn gekreuzt, welcher inzwischen als Radweg umgebaut wurde.

Kurz nach dem Ortsausgang steht bereits der erste größere Anstieg an. Im Zickzack windet sich ein Pfad nach oben. Dabei begleiten ihn mehrere kleine Kapellen, in denen die Leidensgeschichte Jesus Christus erzählt wird. Auf dem Dreifaltigkeitsberg in fast 1000 m Höhe angekommen, locken die gleichnamige Kirche und ein großartiger Blick ins Tal nach Spaichingen und Umgebung.

Wenig später kreuzt man den Albsteig (HW1) des Schwäbischen Albvereins, der hier seinen letzten Kilometern bis nach Tuttlingen folgt. Auch der HW3 zweigt in Richtung Albstadt ab. Sukzessive geht es nun auf guten Forstwegen durch den Wald wieder nach unten. Im Winter sollte man etwas aufpassen, denn der Wanderweg verläuft teilweise entlang einer gespurten Loipe. Schließlich wird das Donautal erreicht und damit auch der Bahnhof von Nendingen.

Etappe auf Alltrails

Etappe 2: Nendingen – Stockach

Wir verlassen wieder das Donautal und steigen wieder hinauf auf den nächsten Höhenzug. Hier kreuzen wir den Alb- Südrandweg (HW2), passieren einen Steinbruch und gelangen wenig später in Neuhaus ob Eck an. Immer weiter geht es über Hochflächen und durch Wälder auf gut ausgebauten Wegen bis Hoppetenzell erreicht ist. Hier kreuzt man die alte Bahntrasse Radolfzell – Mengen, welche heute nur noch bis Stockach aktiv ist. Ebendieser Ort wird nach der Querung des Zizenhauser Aachtals und einem weiteren kurzen Anstieg erreicht.

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Etappe 3: Stockach – Uhldingen

Mit einem letzten Blick ins Aachtal wird Stockach wieder verlassen. Es geht zunächst erneut über Felder und durch Wälder. Kurz nachdem der Tunnel über die B31N gequert ist, erblickt man das erste Mal den Bodensee. Der Haldenhof lädt nicht nur für eine Rast ein, sondern bietet auch einen wunderschönen Ausblick auf den Überlinger See, einem Seitenarm des Bodensees.

Auf teilweise schmalen Pfaden geht es immer leicht auf und ab, durch den Hödinger Tobel, einer kleinen Schlucht und vereinigt sich mit dem Bodensee- Rundweg. Von der Gletschermühle hat man erneut einen wunderschönen Blick auf den Überlinger See diesmal in Richtung Ludwigshafen. Das warme Bodensee- Klima und die steilen Hügel an dessen Rand bieten ideale Voraussetzungen für Weinberge, welche uns auf den nächsten Kilometern begleiten sollen. Selbst an kalten Wintertagen kommt hier so etwas wie mediterranes Flair auf.

Einen schmalen, tiefen Stadtgraben geht es hinab zum Überlinger Strandbad und Hafen. Wer etwas Zeit hat, sollte sich die Pfahlbauten am Rande des Wanderweges nicht entgehen lassen.

Zunächst geht es immer am Wasser entlang bis die Strecke der Bodenseegürtelbahn gekreuzt wird und ein letzter kurzer Anstieg die Weinberge hinauf zur Basilika Bernau ansteht. Auch hier bietet sich ein letzter schöner Blick auf den Bodensee bevor es wieder hinab in Richtung Bodenseeauen geht. An der Mündung der Seefelder Aach wird nun der Wanderweg verlassen und es geht zum Etappenziel dem Bahnhof Uhldingen- Mühlhofen.

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Etappe 4: Uhldingen – Friedrichshafen

Vom Bahnhof geht es wieder hinunter zur Bodenseeaue und dann weiter entlang des Wassers auf dem Hauptwanderweg. Wenig später erreicht man den ehemaligen Bahnhof von Unteruhldingen. Der Weg verlässt nun das Ufer und taucht in den Wald ein. Mit dem Gehautobel wird erneut eine kleine Schlucht durchquert, bevor am Odenstein der Blick auf Meersburg und den Bodensee freigegeben wird. Von hier kann man auch auf die Blumeninsel Mainau blicken, welche mehrmals täglich von einer Fähre in Meersburg erreicht werden kann.

Die wunderschöne Altstadt von Meersburg mit seinem Staatsweingut wird durchquert. Danach geht der Weg erneut durch die Weinterrassen auf der Anhöhe entlang immer mit Blick auf den See, z.B. auf dem Lerchenberg mit seiner Kriegsgräberstätte. Wenig später ist Hagnau erreicht und wird ebenfalls durchquert.

Kurz nach dem Ortsausgang erblickt man das Schloss Kirchberg bevor es nach Immenstaad geht. Hier lohnt sich ein Abstecher auf die Seebrücke, von der man das Schweizer Ufer mit Romanshorn betrachten kann. Bei guter Wetterlage sieht man nicht nur das Berner Juragebirge, sondern auch die Höhenzüge der Österreicher und Schweizer Alpen.

Den Ort kaum verlassen, führt uns die Wanderung vorbei am Airbus Defense & Space- Betriebsgelände. An dieser Stelle ist der Wanderweg etwas schlecht gekennzeichnet, sodass man sich besser auf GPS und Karte verlassen sollte. Dass man nun in der Wiege der deutschen Luftfahrt angekommen, merkt man spätestens in Manzell, wenn man das Gelände der MTU Friedrichshafen passiert. Heute werden dort allerdings nur noch Industriegasturbinen produziert und gewartet.

Schon wenige Kilometer später ist das Etappenziel Friedrichshafen erreicht. Eine der bekanntesten Persönlichkeiten ist Graf von Zeppelin, welcher gleichnamiges Luftschiff erfand und über dessen Geschichte im gleichnamigen Museum mehr erfahren werden kann.

Mit einem letzten Blick auf den Bodensee von der Seebrücke und dem dazugehörigen Aussichtsturm geht es zum Bahnhof.

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Etappe 5: Friedrichshafen – Tettnang

Die längste Etappe des HW9 startet am Bahnhof von Friedrichshafen und geht wieder hinab zum Bodenseehafen. Hier ist ebenfalls der Start-/ Zielpunkt des Main- Donau- Bodensee- Weges (HW4). Ihm folgt man bis kurz nach der Rotachmündung und dem Eriskircher Ried.

Hier trennen sich die Wege. Während der HW4 die Abkürzung zum Etappenziel nimmt, folgt der HW9 noch ein wenig dem Bodenseeufer und seiner Auenlandschaft bis nach Eriskirch. Hier überquert man den Fluss Schussen auf einer wunderschönen, alten Holzbrücke, lässt mit einem letzten, kurzen Blick zurück den Bodensee hinter sich und wandert durch das Oberschwabener Hügelland.

Landwirtschaftlich ist Baden- Württemberg vor allem für seinen Wein- und Apfelanbau bekannt. Aber in Oberschwaben findet man auch riesige Felder mit Hopfen, wie man sie sonst nur aus der Hallertau in Bayern kennt. Bei guter Sicht erblickt man hier bereits die ersten Höhenzüge der Allgäuer Alpen.

Wenig später taucht man wieder in das urbane Leben mit Erreichen von Tettnang ein. Am Stadtrand passiert man den Hauptsitz von Avira, einem der führenden Hersteller für Antivirenlösungen in Deutschland. Nur ein paar Kilometer weiter erreicht man das Neue Schloss und taucht in die wunderschöne Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern und Mühlen ein. Vom Bärenplatz aus geht es wieder per Bus zurück nach Hause.

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Etappe 6: Tettnang – Wangen

Mit einem letzten Blick zurück verlässt der Hauptwanderweg Tettnang und taucht wieder in das Oberschwabener Hügelland mit seinen Weinbergen, Apfelplantagen und Hopfenfeldern ein. Kurz vor Brünnensweiler im Wald versteckt, befindet sich die schön gestaltete Mariengrotte etwas abseits des Hauptweges. Die Alpen kommen uns nun mit jedem Kilometer näher. Immer wieder ist auf Anhöhen der Blick auf das Alpenpanorama möglich.

Etwas langweilig folgen die nächsten Kilometer im auf und ab wenig befahrenen asphaltierten Nebenstraßen, welche allerhöchstens im Winter aufgrund der Schneemenge zu einer kleinen Herausforderung werden können. Aber ab und zu taucht der Wanderer immer mal wieder auf Forstwegen in den Wald ab. Man passiert kleine Dörfchen mit alpenländisch anmutenden Fachwerkhäusern und Kirchen wie St. Georg in Krumbach. Oder man kommt ein kleinen Seen wie dem Jägerweiher mit seiner Badestelle oder dem Mahlweiher bei Ebersberg vorbei.

Neben der Beschilderung des Schwäbischen Albvereins tauchen nun vermehrt vereinsfremde Wegweiser auf. Und wenig später ist auch schon Schomburg mit seiner kleinen Ruhe- Christi- Kapelle erreicht. Über einen kleinen schmalen Pfad geht es hinab in das Tal der Unteren Argen, welche überquert wird. Nun geht es hinauf über Kernaten nach Hochbühl. Hier ist die Beschilderung des Weges wieder etwas dürftig gestaltet. Vor allem im Winter sollte man mit GPS oder Karte unterwegs sein, um den Weg durch die tiefen Schneewehen hinauf nach Ettensweiler zu finden.

Wenig später wird die Autobahn 96 überquert und der Asphalt durch kurze Abstecher über Waldpfade immer wieder verlassen. Auf der Berger Höhe erblickt man schließlich den Wangen im Allgäu, dem heutigen Etappenort. Schnell geht es hinab ins Tal. Und kurz nach dem Bahnübergang biegt man links ab zum Bahnhof.

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Etappe 7: Wangen – Isny

Am Bahnhof startend geht es zunächst wieder auf den Hauptwanderweg. Diesen folgt man in östlicher Richtung und wandert dabei einmal um die historische Altstadt von Wangen. Ein Abstecher in den alten Stadtkern mit seinen malerischen Häuserfassaden und Stadttoren lohnt sich nicht nur, um Energie für die anstehende Etappe zu sammeln.

Nun folgt der Weg ein Stück der Oberen Argen, welche vor allem in der Schneeschmelze zu einem reißenden Fluss anschwillt. Wenig später verlässt man das Tal hinauf nach Deuchelried. Von nun an geht es wieder mehrere Kilometer auf asphaltierten Nebenstraßen entlang. Der Blick auf die Alpen zwischen den Hügeln entschädigt aber für diese eher monotone Streckenführung immer mal wieder.

Am oberen Schlossweiher angekommen hat man die Möglichkeit einen Abstecher zur Burgruine Ratzenried zu machen. Vom Wanderweg aus ist diese durch den dichten Wald leider nicht zu erblicken.

Den wohl besten Blick auf ein Alpenpanorama wird uns heute auf der Siggener Höhe erwarten, welche wenig später erreicht ist. Eine Informationstafel zeigt einen die einzelnen Erhebungen von der Zugspitze bis zum Säntis, welche bei guter Fernsicht erblickt werden können.

Über Berg und Tal geht es nun weiter bis das Harprechtser Moos erreicht ist und teilweise auf Bohlenwegen durchquert wird. Es ist zu jeder Jahreszeit schön anzusehen. Im Winter sollte man allerdings mit hohen, wetterfesten Schuhen unterwegs sein. Denn die kleinen Bäche können schon mal über das Ufer treten und sich ihren Weg auch über den HW9 suchen.

Nach diesem Ausflug in die unberührte Natur geht es durch die Talaue der Ach direkt nach Isny. Auch hier lohnt ein kleiner Abstecher in den historischen Stadtkern, wobei man nun den Hauptwanderweg verlässt. Direkt am Kurhaus befindet sich der Omnibusbahnhof, wo die heutige Etappe endet. Einst war es die Endstation der Zugverbindung nach Kempten, welche komplett aus dem Stadtbild verschwunden ist.

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Etappe 8: Isny – Kempten

Zugegeben der Weg bis zum Endpunkt des HW9 ist vom heutigen Startpunkt nicht weit entfernt. Allerdings ist Ziel ein Berggipfel, von dem es keine Anbindung an den ÖPNV gibt. Nun könnte man die gleiche Strecke wieder zurücklaufen. Interessanter fand ich aber die Strecke bis nach Kempten als Einfachtour zu verlängern.

Aus Isny heraus geht es zunächst wieder einmal auf asphaltierten Wegen und Nebenstraßen. Doch spätestens nach der Überquerung der Unteren Argen in Großholzleute wird es auf der letzten Etappe noch einmal anstrengend. Ein kurzer, knackiger Anstieg führt zunächst in den Wald hinein. Von dort an geht es nicht mehr ganz so steil weiter nach oben. Linker Hand erscheint nun die Schutzhütte am Säntisblick. Einen Blick auf gleichnamigen Berg konnte ich von diesem Punkt allerdings nicht ausmachen.

Unser Weg führt auch entlang des Schwarzer Grat- Erlebnisweges. Auf verschiedenen Informationstafel entlang der Strecke wird das frühere Leben in der Region dokumentiert. So zum Beispiel der Holztransport, welcher in einer Art Bobbahn per Schlitten ins Tal befördert wird. Oder die Schletteralpe, einst war es eine Sennerei zur Käseherstellerung, später ein beliebtes Ausflugslokal bei Wanderern und Skifahrern. Leider ist außer der Informationstafel und einer großen Freifläche mitten im Wald nichts mehr übrig geblieben. Gleichzeitig ist die Alpe auch der Treffpunkt mit dem Schwarzwald- Schwäbische Alb- Allgäu- Weg (HW5).

Beide führen nun die letzten steilen Meter hinauf zum Schwarzen Grat, dem höchsten Punkt Württembergs. Situationsbedingt war leider kein Aufstieg auf dem Aussichtsturm möglich und so blieb der Ausblick auf die Alpen, das Vorland und den Bodensee diesmal verwehrt. Aber vielleicht ergibt sich später die Gelegenheit, wenn der HW5 bis zum Endpunkt durchwandert worden ist.

Der Abstieg erfolgt nun über die Wandertrilogie Allgäu zur Wenger Egg- Alpe. Von hier aus geht es auf dem Oberallgäuer Rundweg weiter. Dabei gibt der Wald immer wieder auch den Blick auf die Alpen frei. Auf knapp 1000 m angekommen lockt der Eschacher Weiher im Sommer jede Menge badehungriger Leute. Entlang seines Ufers folgt unser Weg bis zur Staumauer, führt dann wieder über Felder und taucht im Wald ein. Wenig später ist auch schon der ehemalige Bahnhof Buchenberg erreicht, an den nur noch das alte Bahnhofsgebäude erinnert.

Unser Weg folgt nun ein paar Kilometer der alten Bahntrasse, welche hier als Radweg umgebaut wurde. Im Gegensatz zur Bahn, welche zur damaligen Zeit nur geringe Steigungen bewältigen konnte, kann man als Wanderer auch größere Hügel überwinden. Und so verlassen wir kurz vor Wagenbühl die Bahntrasse und das Tal der kleinen Rottach auf einer Nebenstraße und kommen auf der anderen Seite des Hügels wieder im Tal an. Ein kurzes Stück auf der Staatsstraße geht es noch bis zur Vereinigung von Großer und Kleiner Rottach. Kurz vor der ehemaligen Eisenbahnbrücke geht ein Forstweg ab, den wir nur wenige Meter folgen. Etwas unscheinbar versteckt sich rechter Hand ein kleiner Pfad, welcher den Damm hinauf wieder zur ehemaligen Bahntrasse und dem Radweg führt. Mit wenigen Einschränkungen folgen wir dem alten Verlauf nun bis zum Ortseingang Kempten.

Dort queren wir erneut die Rottach und die Staatsstraße und gelangen an eine wunderschöne Parkanlage mit Stadtweiher. Alte km- Steine künden davon, dass wir uns auf den letzten Kilometern der Bahntrasse befinden. Es geht vorbei am ehemaligen Haltepunkt Steufzgen und wenige Zeit später ist auch schon der Hauptbahnhof erreicht.

Etappe bei Alltrails

Fazit

Der Heuberg- Allgäu- Weg ist ein lohnenswerter Hauptwanderweg des Schwäbischen Albvereins. Er führt durch vielfältige Landschaften, die nicht unterschiedlicher sein können- von den Höhenzügen der Schwäbischen Alb, entlang des Bodenseeufers, durch Oberschwaben bis in den Allgäu mit seinem Alpenpanorama. Auch wenn der Weg an manchen Stellen besser ausgeschildert sein könnte oder sehr asphaltlastig ist.

Die Anbindung an den ÖPNV ist mal mehr, mal weniger gut ausgeprägt. Die ersten Etappen sind noch relativ gut an das Schienennetz angebunden. Im Allgäu muss man allerdings häufig erst mit Bussen längere Zeit zum nächstgelegenen Bahnhof fahren. Je nachdem, wo man wohnt, ist man mehrere Stunden unterwegs und muss sehr zeitig aufstehen. Da kann sich auch die Anreise zum Startpunkt mit dem Auto lohnen und dann mit dem Bus vom End- zum Startpunkt wieder den Bus zu nehmen. Wenngleich es nicht die entspannteste Variante ist.

In den Wintermonaten sollte man vor allen Dingen in Oberschwaben und im Allgäu besser Schneeschuhe mitnehmen. Der Schnee hält sich dort relativ lange. Auf den freien Feldern kommt es häufig zu hohen Schneeverwehungen und nicht alle Wege sind geräumt. In normalen Wanderschuhen kann man da schon mal kniehoch im Schnee versinken und benötigt mehr Zeit als geplant.