Albsteig Schwarzwald

Wie jetzt, Albsteig im Schwarzwald, ich denke, der ist auf der Schwäbischen Alb?
Der Albsteig auf der Schwäbischen Alb, auch HW1 oder Schwäbischer Alb- Nordrand- Weg genannt, ist vermutlich unter Wanderfreunden der bekanntere deutsche Fernwanderweg. Tatsächlich gibt es aber auch einen Albsteig im Schwarzwald, der seinem Namen dem kleinen Flüsschen Alb verdankt. Er ist als Qualitätswanderweg vom deutschen Wanderverband ausgezeichnet.

Eins vorweg: Der Weg ist tatsächlich ein Steig und damit nicht unbedingt für Turnschuh- Wanderer geeignet. Auch führt der Steig nicht immer direkt an der Alb entlang. Er zeichnet sich vor allen Dingen durch seine landschaftliche Vielfalt, Artenreichtum, Abwechslung und Unberührtheit aus. An verschiedenen Stationen wird auf Tafeln Interessantes über Flora, Fauna, Geologie, Geschichte etc. erzählt. Wer möchte, kann sich den zugehörigen Wanderpass holen. Dieser ist als Quiz gestaltet, deren Lösungen sich auf den Tafeln befinden. Auf der zugehörigen Homepage erfährt man, wo der Pass erhältlich ist und man sich das Geschenk für den erfolgreichen Abschluss abholen kann.

Etappe 1: Albbruck – Görwihl

Gestartet wird in der Nähe der Mündung in den Rhein in Albbruck. Bereits am Ortsausgang verlässt man nicht nur die Zivilisation sondern auch die Straße und biegt in den Wald ein und befindet sich oberhalb des tief eingeschnittenenAlbtales. Wenig später geht es wieder aus dem Wald auf ein Feld. Wer so viel Glück hat wie ich, kann dort ein paar Gämse beobachten. Bis ich allerdings meine Kamera aus dem Rucksack geholt und das Objektiv aufgeschraubt hatte, verschwand das Tier wieder im Dickicht des Waldes.

Auch der Steig verschwindet nach einem letzten Blick ins Rheintal wieder im Wald. Er führt im Zickzack hinunter über die Alb und auf der anderen Seite wieder steil bergauf. Auch wenn sich unterhalb eine Straße befindet, muss man keine Angst wegen extremem PKW- oder LKW- Lärm haben, da dieser Abschnitt seit einigen Jahren für den Durchgangsverkehr gesperrt ist.

Ein paar Kilometer durch den urwüchsigen Wald und die Peterskanzel ist erreicht. Hier hat man einen wunderbaren Blick ins Albtal. Von der anderen Seite des Tales ertönt ein immer lauter werdender Baulärm. Es handelt sich um das Tiefensteiner Granitwerk mit seinen mächtigen Abbruchkanten.

Nachdem abermals die Alb überquert und der Ort Tiefenstein bergauf durchquert wurde, geht es auf der anderen Seite des Albtales wieder am Hang entlang und bietet immer wieder Blicke flussauf- und abwärts wie z.B. am Kalbenfelsen. Es folgt ein sukzessiver Abstieg zur Alb an die Mündung des Höllbachs. Diesem folgen wir nun aus dem Tal heraus und erblicken mit den Höllbachwasserfällen das letzte Highlight der Etappe bevor Görwihl erreicht ist.

Etappe 2: Görwihl – Häusern

Von Görwihl aus geht es zunächst hinauf zum Albsteig. Es geht dann in einem ständigen Auf und Ab den westlichen Hang entlang der Alb. Das erste Highlight des Tages ist die sogenannte Teufelsküche, ein Wasserstrudel, welcher sich in vielen tausenden Jahren seinen Weg durch das Gestein gesucht hat. Wer will, kann hier im Sommer den Sprung ins kühle Albwasser wagen.

Nach einem erneuten Wechsel der Talseite gelangen wir in die Siedlung Niedermühle. Bis Immeneich geht es nun im breiten Tal entlang der Alb. Hinter der Albtalhalle geht es wieder steil bergauf vorbei an einer wunderschönen alten Holzkirche. Zur damaligen Zeit allerdings eher eine durch „Waldbulldozer“ zerstörte Forstraße Wir verlassen das Albtal für ein paar Kilometer und durchqueren das kleine Dorf Wolpadingen. Hier oben blickt man erneut auf das inzwischen ferne Rheintal.

Auf einem schmalen Schmugglerpfad geht es nun wieder durch den Urwald. Spätestens vom Bildsteinfelsen aus erblickt man wieder das Tal der Alb. Am Hang entlang geht es wieder bergab, denn unten erwartet uns der Albstausee, welcher fast einmal umrundet wird. Am gegenüberliegenden Ufer geht es dann hinauf zu unserem Etappenziel nach Häusern.

Etappe 3a: Häusern – Feldberg

Von Häusern aus geht es nur wenige Kilometer durch den Wald bevor zwischen den Bäumen die kupferne Kuppel dergroßen Kirche von St. Blasien durchschaut. Doch bevor es ins Tal hinab geht, wandert man entlang desWindbergbächles hinauf zu den gleichnamigen tosenden Wasserfällen. Hier befinden wir uns gleichzeitig auch am Wanderkreuz des Südens, an dem sich Albsteig und der ebenfalls als Qualitätswanderweg ausgezeichnete Schluchtensteig queren.

Wir verlassen die Wasserfälle und wandern weiter oberhalb von St. Blasien. Immer wieder gibt der Wald den Blick auf die Stadt mit ihren historischen Gebäuden frei. Am Ortsausgang quert man wieder die Straße und folgt der Alb bis zur Glashof- Siedlung. Hier vereinen sich auch die Zuflüsse aus Bernauer Alb, welche in der Nähe des Herzogenhorn entspringt, und der Menzenschwander Alb, die aus dem Quellgebiet rund um den Feldberg ihren Weg ins Tal nimmt.

Wir folgen zunächst der Bernauer Alb. Aufgrund von Bauarbeiten ist der Weg direkt am Fluss entlang gesperrt gewesen und wurde durch den Klusenwald bis nach Weierle umgeleitet. Bis Bernau folgt der Wanderweg nun direkt dem immer mehr zum Bächlein werdenden Fluss vorbei an wunderschönen Holzstämmen mit geschnitzten einheimischen Tiermotiven.

Der Bach schlängelt sich nun allein nach oben zu seiner Quelle. Vom Scheibenfelsen aus bietet sich ein letzter Blick hinunter in das weite Bernauer Albtal. Über Wiesenpfade geht es mal mehr mal weniger steil bergauf. An jenem Tag im Oktober verschwindet der Weg in einer dicken, mystischen Nebelsuppe. Auf dem 1416 m hohen Herzogenhorn angekommen, peitschen Wind und Regen einem ins Gesicht mit Null Aussicht. Grund den Berg schnell wieder zu verlassen. Auf meiner sommerlichen Westweg- Tour wenige Wochen zuvor, bot sich jedoch ein wunderschöner Blick in beide Albtäler, das große und kleine Wiesental sowie den Feldberg und mit etwas Phantasie auf die Schweizer Alpen. Jede Menge Sitz- und Liegegelegenheiten laden hier zum Entspannen, Genießen und Rasten ein. Meiner Meinung nach der weitaus schönere und nicht so überlaufene Ausblick auf den Schwarzwald wie der Feldberg. Zumal das Herzogenhorn auch eher eine spitze Erhebung statt einer flachen Hochebene ist. Ein letzter Anstieg über den Gräfenmatt und das Zielportal in Feldberg- Ort ist erreicht.

Etappe 3b: Feldberg – St. Blasien

Für den Teil der Menzenschwander Alb habe ich mir die Abstiegsvariante herausgesucht und so eine Art Rundtour um St. Blasien gemacht. Startpunkt ist das Zielportal in Feldberg- Ort. Vorbei an der Menzenschwander Hütte geht es parallel zum Feldbergpass bis zum Abzweig Seebruck.

Hier verlässt man den Westweg und folgt einem steilen Trail hinab zu den Wasserfällen im Maria Loch. Nach der Überquerung der Menzenschwander Alb geht es nicht mehr ganz so steil hinab auf einem Forstweg. Wenig später gibt der Weg den Blick frei auf das vor Jahrmillionen geschaffene Gletschertal. Hier wechselt der Weg auf die andere Talseite der Alb vorbei an den Überresten einer Endmoräne. Überall grasen in diesen Tagen Schafe und Ziegen. Über verschiedene Almwiesen führt der Geißenpfad hinab Richtung Menzenschwand. Wie in den Alpen kann man von einer Wiese zur anderen durch kleine Lücken im Gatter oder isolierte Kabelbügel betreten und wieder verlassen.

Der Geißenpfad wird talwärts verlassen und wenig später erreicht man die Menzenschwander Wasserfälle, ein absolut atemberaubendes Highlight der Etappe. Durch das wunderschöne Menzenschwand mit seinen Ortsteilen und zahlreiche schwarzwaldtypischen Gebäuden geht es entlang der Alb bis schließlich wieder der Glasenhof erreicht ist. Wer will, kann hier im Tal entlang wieder bis St. Blasien laufen und dort dann mit dem Bus oder Auto nach Hause fahren.

Fazit

Der Albsteig Schwarzwald ist ein Wanderweg, der das Qualitätssiegel „Wanderbares Deutschland“ zurecht verdient. Trotz der ein oder anderen Umleitung wird es nie langweilig und gibt immer wieder Neues zu entdecken. Wer gern vom Stress und der Hektik des Alltages und dem Stadtleben entfliehen will, der findet hier auf 83 km seine Ruhe und Entspannung.

Bis auf Albbruck sind alle Etappenziele mit dem Bus erreichbar. Für meine Anreise aus Stuttgart war allerdings frühes Aufstehen notwendig, da der Weg schon beträchtlich und teilweise von einigen Umstiegen geprägt war. Wer möchte, kann natürlich auch einen Mehrtagesurlaub machen. Entweder am jeweiligen Etappenziel eine Unterkunft buchen oder sich einen zentralen Ort heraussuchen, damit die Wege mit dem ÖPNV nicht allzu lang werden. Zusätzlich bieten viele Unterkünfte die Schwarzwald- Card an, mit der sich der ÖPNV für die gesamte Aufenthaltsdauer kostenlos nutzen lässt und weitere Vorteile in Museen, Bädern etc. bietet.

Weitere Informationen und die einzelnen Etappen gibt es auf https://www.albsteig.de