Von Mammutbäumen und atemberaubenden Aussichten

Was soll man in Zeiten von Corona- Ausgangsbeschränkungen, insbesondere zu touristischen Gebieten wie Schwäbische Alb oder Schwarzwald, machen, wenn einem die Decke auf den Kopf fällt?

Zum Einen kann man sicherlich einmal um den Block gehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man da auf Natur trifft, ist in einer Großstadt wie Stuttgart eher gering. Und man ist spätestens nach ein paar Minuten auch wieder zurück in der Wohnung mit dem gleichen Problem.

Zum Anderen kann man aber auch die neue Heimat, in der man jetzt wohnt, näher erkunden. Also Wandersachen und Kumpel geschnappt und zum Ausgangspunkt Stadtbahn- Endhaltestelle Botnang gefahren. Von hier aus, läuft man zunächst entlang des Sommerhaldenbaches, wenn er mal gerade nicht ausgetrocknet ist, wie an jenem warmen Ostersamstag. Relativ schnell verlassen wir den Ortsteil und bin Mitten im kühlen Wald. Zwar spenden die wenigen Blätter und Triebe der Bäume noch nicht allzu viel Schatten. Angenehmer als in der prallen Sonne zu wandern, ist es allemal. Der breite Forstweg schlängelt sich die Sommerhalde, einem ehemaligen Weinberg, nach oben. An dessen Ende kann man einen kleinen Blick zurück nach Botnang werfen.

Wir wenden uns allerdings wieder scharf nach links und laufen weiter Serpentine für Serpentine bergauf, querenirgendwann die Straße und kommen am Daimlerplatz an. Daimlerplatz, da war ich doch vor einigen Tagen schon einmal. So grün war es dort allerdings beim letzten Mal nicht. Auch kann ich mich nicht erinnern, dass Botnang und Bad Cannstatt auf der Karte so nah beieinander liegen. Offensichtlich scheint man diesen berühmten Menschen mehr als einmal in Stuttgart zu würdigen. An der Kreuzung steht ein eigenartiger Baum, der nicht so recht zu den anderen Laub- und Nadelbäumen passen will. Es ist ein kleiner Bergmammutbaum, der hier aus Versehen ausgesät wurde, wie ich wenig später erfahren sollte.

Wer will, kann jetzt einfach dem Weg weiter folgen, bei nächster Gelegenheit rechts in die Hirschbiegelallee abbiegen und die Sperberklinge entlang weiter wandern. Wir wandern allerdings nach rechts und gelangen wenige Meter später zu vier nebeneinander aufgereihten, großen Exemplaren des Bergmammutbaumes. Ein Wanderer, der gerade entgegen kam, erzählte, dass König Wilhelm I. von Württemberg einige Samen aus England kaufte. Diese wiederum importierten sie aus den USA. König Wilhelm ließ die Samen bzw. Sprößlinge über ganz Stuttgart verteilen. Und so verwundert es mich auch nicht mehr, warum einer dieser kleineren Exemplare in der Nähe des Fernsehturms steht.

Wie auch immer für einen Deutschen sind diese vier fast 160 Jahre alten Exemplare schon ziemlich beeindruckend. Auch wenn ich im Yosemite Nationalpark bereits deutlich höhere und umfangreichere Exemplare bestaunen durfte.

Mit diesen Impressionen geht es weiter über den Pflanzschulweg, Spiehstumpenweg und der Beckenhäulesallee, wo man wieder auf die Original- Wanderroute trifft. 

Wenn man möchte, kann man jetzt den schmalen, steilen Pfad gegenüber noch nach oben wandern, um zu den Mauerresten der Dischinger Burg zu gelangen. Da ich diese aber schon vom Stuttgarter Rössleweg kenne und mein Kumpel auch nicht sonderlich auf Steinreste und einen steilen Anstieg aus war, nehmen wir den nicht ganz so steilen, aber mit Steinen und Wurzeln durchsetzen Weg nach oben bevor es wieder hinab ins Tal geht. Wir queren den Feuerbach, jenes Wasserlaufes, welcher einem ganzen Stadtteil wenig später seinem Namen gibt.

Wenig später verlassen wir auch schon wieder das Feuerbachtal, queren ein weiteres Mal die Straße bevor wie am Bismarckturm ankommen. Die letzten Monate durfte ich ihn bereits vom Bürofenster aus in Feuersee erblicken, jedoch ergab sich nie die Gelegenheit, diesen zu besichtigen. Dank Corona war dies nun möglich. Aufgrund der verspäteten Ankunft war der Aufstieg auf den Turm zwar nicht mehr möglich. Aber auch von unten hat man eine wunderschöne Aussicht auf die Stuttgarter Innenstadt auf der einen Seite und Feuerbach auf der anderen Seite. Das finden offensichtlich auch einige andere Menschen, welche die Aussicht an jenem schönen Tag genossen.

Wir verlassen den Bismackturm wieder talwärts und gelangen nach wenigen Metern an das Wohnhaus des ersten deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss. Im Gegensatz zur danebenliegenden Porsche Villa für Besucher frei zugänglich und für einen Politiker eher einfach gehaltenes Anwesen.

Mit diesen letzten Eindrücken geht es wieder hinab in das urbane Leben der Stadt. Schon nach wenigen Metern ist die Stadtbahn- Endhaltestelle Killesberg erreicht, dem Etappenziel dieser Wanderung.

Track auf Alltrails